Schützenvögel

 

 

Zu Anfang der achtziger Jahre entstand durch die Initiative von Dr. Helmut Müller eine Sammlung zum Schützenwesen, deren imponierendsten Teile Schützenvögel sind.

 

Während die Erststücke dieser Vögel dem Königsschuß dienten wanderten die Zweitstücke in die Sammlung, die inzwischen an das Museum der Stadt Lünen gekommen ist.

Hier ist sie durch weiteres Schützengut ergänzt worden, z. B. durch Fahnen und Königsketten, die als Leihgaben betreut werden.

 

Die Existenz von Schützenvögeln ist an die von Schützengilden gebunden, wie sie zu Ende des 13. Jahrhunderts zuerst im nordfranzösich-belgischen Raum entstanden, im Artois, im Hennegau, in Flandern und Brabant.

Im 14. Jahrhundert breiteten sich die Schützengilden nach Süden und Osten aus und erreichten das mittlere Westfalen.

 

Geschossen wurde ursprünglich mit der Armbrust, der der Bogen folgte und schließlich die Büchse.

Von besonderem Interesse ist die Frage, worauf geschossen wurde: Das war anfangs der Papagei, als exotischer Vogel sehr teuer und gewiß durch ein Holzexemplar vertreten. Der Papagei läßt den Schluß zu, daß das Schützenwesen sein Vorbild in der mittelalterlichen Adelskultur gefunden hat. Unter dem alten Schützensilber gibt es noch heute Papageien, die von der einstigen Beliebtheit dieses Vogels zeugen. An seine Stelle trat der Hahn, dem durch sein buntes Gefieder ebenfalls ein auffälliges Aussehen zukommt. Der lebendige Vogel wurde durch einen hölzernen ersetzt, der mit Federn geschmückt war. Vergleicht man die geringe Größe dieser alten Schützenvögel mit der des Adlers, der seit dem 16. Jahrhundert als Schützenvogel erscheint, so muß man schon eine besondere Treffsicherheit der Schützen annehmen, zumal der Vogel meist an hoher Stange angebracht war – es gibt ein Bild von einer Mühle, bei der der kleine Schützenvogel auf einem senkrecht gestellten Windmühlenflügel befestigt ist. Darin wird etwas von der ursprünglichen Aufgabe der Schützengilden deutlich, nämlich die Fähigkeit, die Stadt effektiv zu verteidigen. Erst als eine entwickelte Wehrtechnik den ausgebildeten Landsknecht und später den Soldaten erforderlich machte, wandelte sich das Bild der Schützengilden: Im Volksfestcharakter des Schützenfestes konnte die gesellschaftliche Seite die Hauptrolle erhalten.

 

W.L.